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Diplomarbeit: Die Commons-Debatte und die Sozialpädagogik

Oktober 9th, 2013 · 1 Comment · Pädagogisch, Politisch

Im Mai diesen Jahres habe ich die Arbeiten an meiner Diplomarbeit zum Thema „Die Commons-Debatte und die Sozialpädagogik“ beendet. Ich habe sie an der Uni Hamburg am Fachbereich Erziehungswissenschaft bei Helmut Richter und Ingrid Lohmann geschrieben. Mittlerweile ist sie fertig begutachtet und da ich sie nicht für die Schublade oder nur für die Bibliothek fabriziert haben wollte, habe ich sie im September im Repositorium peDOCS des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) unter der Creative Commons Lizenz CC BY-SA 3.0 veröffentlicht. Sie kann dort über folgenden Link als PDF-Dokument abgerufen werden: http://www.pedocs.de/frontdoor.php?source_opus=8118&la=de. Zusätzlich habe ich sie auf dieser Seite als Fließtext veröffentlicht. Sie ist unter ‚Publikationen‘ zu finden.

Da ich mich auch in Zukunft mit diesem Thema – der Verknüpfung von Erziehungswissenschaft bzw. Sozialer Arbeit und der Theorie und Praxis von Commons – beschäftigen möchte, freue ich mich über kritische Kommentare, Hinweise, Anmerkungen zur Diplomarbeit.

Hier eine kurze Zusammenfassung des Inhalts der Arbeit:

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit greife ich die aktuelle Debatte um Commons, bzw. Gemeingüter oder die Allmende auf und untersuche die Relevanz der Theorie und Praxis von Commons für eine kritisch-emanzipatorische gemeinwesenorientierte Soziale Arbeit.

Die Diskussion um Theorie und Praxis von Commons wurde in der jüngeren Vergangenheit etwa durch die Arbeiten der Politikwissenschaftlerin Elinor Ostrom zur „Verfassung der Allmende“, die free software- und free culture-Bewegungen (Creative Commons) und in diversen aktuellen Auseinandersetzungen – z.B. um ein Recht auf Stadt – weltweit wieder verstärkt auf die Agenda gesetzt. Nach einem Abriss der gegenwärtigen Rahmenbedingungen und Herausforderungen der Sozialen Arbeit, folgt eine Klärung des Begriffs ‘Gemeinwesen’ und eine Darstellung der Geschichte der Gemeinwesenarbeit. Anschließend wird das Konzept der Commons eingeführt, ein geschichtliches Schlaglicht auf die Bedeutung von Commons für das menschliche Zusammenleben geworfen und ein Überblick über die wissenschaftliche Verhandlung des Gegenstands – von der „Tragödie“ (Hardin) über die „Verfassung“ (Ostrom) der Allmende zu neuen Formen der Produktion auf Grundlage von Commons (commons-based peer production (Benkler)) – gegeben.

Unterfüttert wird die theoretische Auseinandersetzung mit einer Fallstudie zum selbstorganisierten Park-Projekt ‘Park Fiction’ im Hamburger Stadtteil St. Pauli an dessen Entstehen auch organisierte Gemeinwesenarbeit beteiligt war. Die Orientierung auf das Schaffen bzw. Stärken von Commons und einer Politik des Gemeinsamen werden abschließend als „transformationsstrategisches Konzept“ (Rilling) bzw. als „konkrete Utopie“ (Bloch) analysiert, die einerseits über die tendenzielle Eingemeindung der Sozialen Arbeit in aktuelle Politiken der Kontrolle und Individualisierung im Sinne von Vereinzelung hinausweist und andererseits die Grundlage für eine anti-hegemoniale politische Produktivität der Sozialen Arbeit darstellen kann.

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One Comment so far ↓

  • Matthias Bublitz

    Eine interessante, geschichts- und theoriebasierte Arbeit. – Meine zwei thematischen Ergänzungen:

    1.) Inwiefern die Berufung auf das „Allgemeine“ (auf die „commons“ einer Gesellschaft) beim Publikum fruchtet, hängt auch davon ab, wie es zum „Allgemeinen an sich“ steht. Und hier laufen die Trends – auf verschiedensten Ebenen – eher in die entgegengesetzte Richtung: zum Individuum. Das „Allgemeine“ wird allenfalls noch als Summe von Individuellem akzeptiert – damit lässt es sich aber kaum noch gegen konkrete Interessen ausspielen.

    Das „Allgemeine“ ist gerade in Deutschland missbraucht worden („Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ im „NS“), und auch die – von England ausgehende – erkenntnistheoretische Kritik an den Allgemeinbegriffen (die als bloße Konstruktionen und „Namen“ entlarvt wurden; Nominalismus, W.v. Ockham) hat dazu geführt, dass das Konkrete und Individuelle für „realer“ gehalten wird und ein höheres Recht genießt als das „Allgemeine“. Sichtbar wird dies auch an dem Ausspruch M. Thatchers: „There is no such thing as a society, there are only individuals and their families“. – Insofern ist die Aufkündigung des Allgemeinen auch ein Produkt von Aufklärung und Demokratisierung, und hierin liegt auch der Nährboden für eine „antideutsche“ Kritik am Sozialstaat.

    Die Aufgabe der Linken könnte es nun sein, dies zunächst einmal anzuerkennen, aber dann auch die berechtigten Aspekte des „Allgemeinen“ (das eben nicht NUR Konstruktion ist und nicht NUR einschnürend) wieder stärker zu betonen. Die herrschende Bewusstseinspolitik (z.B. in der Schulpädagogik) läuft aber leider popeider- unter linken Schlagworten – eher auf das Gegenteil hinaus: Die dogmatische Verteufelung alles Verbindenden und Allgemeinen zugunsten eines ultra-subjektivistischen Weltzugangs (Einfordern der Verbindlichkeit dann über inhaltsneutrale „Kompetenzmessung“). Insofern trickst sich die Linke selber aus, wenn sie den postmodernen Bildungsideologen das Monopol einräumt und die gleiche Erkenntnistheorie vertritt wie die autoritäre Schulbehörde…

    2.) Manchmal frage ich mich, wie „allgemein zugänglich und offen“ die Freiräume in HH wirklich sind. Ein gewisser Trend zu Lookismus, Szene-Gehabe und einer eher instinktmäßigen Zuordnung von „innen/ außen“ lässt sich wohl kaum abstreiten. Letzten Endes hebelt dieser Ästhetizismus die „Allgemeinheit der Teilhabe“ immer wieder aus.

    Wie schon gesagt, dies sind Ergänzungen und keine Kritikpunkte.

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